17. Oktober 2015

Schütz, Schein und Scheidt - die drei großen "Sch" des deutschen Frühbarock, nahezu gleichaltrig, Kollegen und Freunde zugleich, lebten und arbeiteten in
Dresden, Leipzig und Halle, wo sie als Hofkapellmeister oder städtische Musikdirektoren in Lohn und Brot standen.
Alle drei Komponisten hinterließen einen großen Schatz erstrangiger, meist schon zu ihren Lebzeiten gedruckter Werke, die tief in der mitteldeutschen Vokalpolyphonie verwurzelt sind, allerdings auch deutliche Einflüsse der damals hochmodernen italienischen Musik erkennen lassen.
Die musikalischen Exequien entstanden im Jahre 1635. Heinrich Posthumus, Fürst von Reuß-Gera, hatte eine Auswahl der ihm wichtigen "Hauptstücke" des Neuen Testaments zusammengestellt. Der Fürst - Freund und Gönner des Dresdner Hofk apellmeisters Schütz - beauftragte ihn, diese Texte "in Musik zu setzen". Sie sollte bei Reußens Beerdigung erstmals erklingen.
Schütz schuf ein zyklisches Werk, das geradezu als Kompendium frühbarocker Kompositionstechniken erscheint.
Im ersten Teil, einem deutschen Requiem, stellt Schütz einem sechsstimmigen Chor sieben Vokalsolisten gegenüber, die in verschiedensten Kombinationen alternierend konzertieren.
Der zweite Teil, dessen Text als Thema der Leichenpredigt vorgesehen war, ist zwei vierstimmigen Chören anvertraut.
Im dritten Teil kontrastiert ein fünfstimmiger "primus chorus concertatus, allernechst bey der Orgel" mit einem solistisch besetzten "secundus chorus, in die ferne geordnet", von Schütz als "Beata anima, cum Seraphinis" bezeichnet.
Ein ähnliches, allerdings knapper und einfacher gehaltenes Formprinzip liegt den "Seligpreisungen" des Leipziger Thomaskantors Johann Hermann Schein zugrunde. Chor und Solisten alternieren dabei in raschem Wechsel.
Samuel Scheidts Choralfantasie über "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ", ein Werk von dichtester Polyphonie, steht beispielhaft für den Stil des Großmeisters frühbarocker Orgelkunst.

Konzert-Programm

 

Konzert-Kritik